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Wolfram Däumel, erschienen in der RadZeit Nr.18, Frühjahr 1988

Fahrradverkehr in der Südlichen Friedrichstadt

Grafik: Titelblatt der Broschüre Mit diesem Titel ist im Dezember 1987 eine Broschüre der Internationalen Bauausstellung Berlin 1987 (IBA) erschienen. Der Inhalt gliedert sich in zwei Teile:
Teil 1
Gutachten über die Möglichkeiten der Radverkehrsplanung in Berlin-Kreuzberg, speziell in der Südlichen Friedrichstadt.

Autoren: Richard Müller (†1987) und Wolfram Däumel vom ADFC Kreuzberg. Im ersten Kapitel wird kurz auf die Entstehung des Kreuzberger Radwegenetzes eingegangen. Dem folgt eine Diskussion der Probleme, die der bisherige Radwegebau mit sich bringt (Unfallgefahren, schlechter Fahrkomfort, kein zügiges Vorankommen).

Welche neuen Maßstäbe bei der Radverkehrsplanung angewendet werden müssen, ist das Thema des zweiten Kapitels: Hauptverkehrsstraßen eignen sich in Anbetracht der bestehenden Lärm- und Abgasbelastung sehr schlecht für längere Fahrten mit dem Rad. Das Benutzen von parallelen Nebenstraßen bereitet oftmals große Schwierigkeiten (z.B. beim Kreuzen von Hauptverkehrsstraßen, durch Sackgassen, durch schlechten Fahrbahnbelag). Die Konsequenz ist der Bau von Fahrradrouten, die zügig befahrbare, umwegarme Fernverbindungen abseits der Auto-Hauptverkehrsstraßen darstellen. Es folgt eine Beschreibung der größtenteils positiven Erfahrungen verschiedener Städte (z.B. Den Haag, Zürich, Erlangen) mit solchen Fahrradrouten. Auch in Berlin existiert bereits eine kurze Fahrradroute zwischen Wittenbergplatz und Innsbrucker Platz. Diese Route hat zwar einige gravierende Mängel (z.B. die Radwege am Bayerischen Platz), stellt aber einen positiven Ansatz dar. Von der Verwaltung wurde versäumt, die Erfahrungen mit dieser Route auszuwerten und daraus Schlussfolgerungen für die weitere Planung von Radverkehrsanlagen zu ziehen.

Das Thema des nächsten Kapitels ist ein Fahrradroutennetz für Kreuzberg:
„Zur Fahrradwoche '86 im U-Bhf Schlesisches Tor hat der ADFC ein solches Routen-Netz für den Bezirk unter dem Motto „Abgasfrei durch Kreuzberg“ vorgestellt. Bei der Auswahl der Straßen wurde darauf geachtet, dass
  • wichtige Verbindungen ohne große Umwege zustande kommen,
  • die Routen von den Wohngebieten aus auf Nebenstraßen erreichbar sind,
  • die Routen möglichst an vorhandenen Grünflächen entlang führen.

Bei der baulichen Gestaltung der ausgewählten Straßen sind den Bedürfnissen des Radverkehrs Vorrang vor denen des Kfz-Verkehrs einzuräumen.“
Es folgt eine Beschreibung der verschiedenen Elemente, aus denen Fahrradrouten bestehen können (selbständig geführter Zwei-Richtungs-Radweg, Fahrradstraße, Radfahrstreifen).

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Radverkehr in der Südlichen Friedrichstadt. Die meisten in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen können in Anbetracht des geringen Verkehrsaufkommens als fahrradfreundlich bezeichnet werden. Wegen ihres überdimensionalen Ausbauzustandes sollten die Wilhelmstraße und die Lindenstraße mit Radfahrstreifen links der parkenden Autos versehen werden. In Ost-West-Richtung dagegen stehen nur die Kanaluferstraßen und die Oranienstraße - Kochstraße mit jeweils sehr hohem Kfz-Aufkommen zur Verfügung. Der in der Kochstraße geplante Radweg wird die Situation im Bereich der Friedrichstraße verschlechtern. Hier kann nur ein Radfahrstreifen eine Verbesserung bringen. Eine attraktive Ost-West-Verbindung für den Radverkehr lässt sich allerdings nur durch den Bau einer Fahrradroute im Bereich zwischen der Kochstraße und den Kanaluferstraßen schaffen. Die Route verläuft von der City über Lützowstraße - Flottwellstraße nach Kreuzberg. Weiter geht es zur Köthener Straße, wo der aus Tiergarten über die Bellevueallee kommende Zweig einmündet. Der weitere Verlauf: Hafenplatz - Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs (geplanter Park) - Hallesche Straße - Blockdurchwegung zur Wilhelmstraße - Franz-Klühs-Straße - Blockdurchwegung zur Kreuzung Franz-Künstler-Straße/Alte Jakobstraße und Neuenburger Straße. Der Zweig Franz-Künstler-Straße führt weiter über die Wassertorstraße nach SO36., der Zweig Neuenburger Straße über Alexandrinenstraße - Kanalufer ins östliche 1-61 und nach Neukölln. Nach der Vorstellung der Routenführung wird an Hand mehrerer Beispiele aufgezeigt, worauf es bei der Detailplanung ankommt (Verkehrslenkende Maßnahmen auf der Köthener Brücke und am Hafenplatz, Aussehen von Fahrradstraßen, Anforderungen an einen Zwei-Richtungs-Radweg durch eine Grünanlage). Den Abschluss bildet eine Betrachtung weiterer Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs in diesem Stadtteil.

Teil 2

Gutachten über die Realisierung einer Ost-West-Fahrradroute durch die Südliche Friedrichstadt. Ausgearbeitet wurde dieser Teil von der Architektin Dipl.Ing. Susanne Krätz.

Nach einem kurzen einleitenden Text folgen detaillierte Pläne aller Straßen und Grünanlagen zwischen Hafenplatz und Franz-Künstler-Straße, durch die die Fahrradroute führt. Grundgedanke bei der Planung war, dass der Radverkehr eher dem Autoverkehr zuzuordnen ist, als dem Fußgängerverkehr. Daher weisen die durch Straßen führenden Abschnitte Mischverkehr auf. Radfahrer fahren auf der Straße, die fahrradfreundlich gestaltet werden soll. Dazu dient ein Mehrzweckstreifen zwischen der Autofahrbahn und den Parkhäfen. Dieser wird in erster Linie von Radfahrern benutzt. Breite Fahrzeuge, für die die Autofahrbahn zu schmal ist, benutzen den Mehrzweckstreifen mit. Dadurch soll trotz geringer Straßenbreite ein eigener Verkehrsraum für den Radverkehr geschaffen werden. Leider ist der Mehrzweckstreifen an einigen Stellen zu schmal ausgefallen. Bei weiteren Planungen muss darauf geachtet werden, dass für den Radverkehr ein Bewegungsraum von mindestens 2 m vorgesehen wird. Im Bereich der Grünanlagen ist jeweils ein vom Fußweg getrennter 4 m breiter Zwei-Richtungs-Radweg eingezeichnet.

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